Buchhandelssterben
Ich weiß ja nun schon länger, daß es in der Buchhandelsbranche kriselt, wobei Vertreter der Branche ja längst den Silberstreifen am Horizont entdeckt haben wollen. Aber wie sieht die Wirklichkeit denn aus im deutschen Buchhandel?
Am Beispiel Ulm: Wieder hat eine Buchhandlung zugemacht, in der ich noch unlängst zu Besuch gewesen bin. Schon damals fiel mir auf, daß die beiden jüngeren Buchhändlerkollegen doch recht arbeitslos "aussehend" herumstanden, denn der Laden war gähnend leer. Allerdings muß man anmerken, daß sich in der Neuen Straße wohl schon seit längerem eine Großbaustelle breitmacht. Da gehen eben potentielle Kunden lieber woanders hin. Wer wollte ihnen das auch verübeln. Für die beiden Kollegen sicher bitter, denn ich fürchte, daß sie entweder arbeitslos oder pleite sind. Dann noch eine Buchhandlung in Illertissen. Die Inhaberin ist wohl schon länger krank, der Laden geschlossen. Alles sieht nach Aus- und Abverkauf aus. Ein paar Schritte weiter eine professionell geführte Buchhandlung, wie sie mitten in München wohl auch hätte geführt werden können, aber viel los war da auch nicht. Dabei gibt es in Illertissen eine lebendige Innenstadt mit vielen Geschäften, Cafés und Restaurants sogar der gehobenen Klasse. Ich frage mich: Was nur läuft falsch am Buchgeschäft? Wenn man sich überlegt, daß die Leute nur noch beruflich lesen, d.h. in ihrem Fachgebiet, dann müßten ja wenigstens die Fachbuchhandlungen boomen, aber selbst entsprechende Fachabteilungen großer Buchhandlungen werden nicht in größerem Maße frequentiert. Wo also bitte ist der Silberstreif am Horizont?
Am Beispiel Ulm: Wieder hat eine Buchhandlung zugemacht, in der ich noch unlängst zu Besuch gewesen bin. Schon damals fiel mir auf, daß die beiden jüngeren Buchhändlerkollegen doch recht arbeitslos "aussehend" herumstanden, denn der Laden war gähnend leer. Allerdings muß man anmerken, daß sich in der Neuen Straße wohl schon seit längerem eine Großbaustelle breitmacht. Da gehen eben potentielle Kunden lieber woanders hin. Wer wollte ihnen das auch verübeln. Für die beiden Kollegen sicher bitter, denn ich fürchte, daß sie entweder arbeitslos oder pleite sind. Dann noch eine Buchhandlung in Illertissen. Die Inhaberin ist wohl schon länger krank, der Laden geschlossen. Alles sieht nach Aus- und Abverkauf aus. Ein paar Schritte weiter eine professionell geführte Buchhandlung, wie sie mitten in München wohl auch hätte geführt werden können, aber viel los war da auch nicht. Dabei gibt es in Illertissen eine lebendige Innenstadt mit vielen Geschäften, Cafés und Restaurants sogar der gehobenen Klasse. Ich frage mich: Was nur läuft falsch am Buchgeschäft? Wenn man sich überlegt, daß die Leute nur noch beruflich lesen, d.h. in ihrem Fachgebiet, dann müßten ja wenigstens die Fachbuchhandlungen boomen, aber selbst entsprechende Fachabteilungen großer Buchhandlungen werden nicht in größerem Maße frequentiert. Wo also bitte ist der Silberstreif am Horizont?
Windrider - 20. Mai, 14:31
8 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
NibblesChris - 20. Mai, 15:36
Die Mayer'sche Buchhandlung bei uns in der Innenstadt hat zwar auch hart zu knabbern, aber dort ist immer was los, weil die Leute in der Mittagspause zum Schmökern kommen.
Trotzdem sehe ich auch eher schwarz für die Zukunft des stationären Buchhandels. Ich habe mal ein Essay darüber geschrieben, weshalb ich viel online bestelle. Dort bekomme ich englischsprachige Literatur schnell und zum normalen Ladenpreis ohne Aufschlag (Zoll, Händlerspanne etc.). Selbst bei der großen Mayer'schen musste ich zwei Monate auf ein solches Buch warten mit hundert Prozent Aufschlag.
Was aber nicht heissen soll, dass man sich deutsche Literatur nicht dort kaufen kann. Schliesslich ist der Reiz des Schmökerns doch das Tolle daran. Vllt. sollten die dortigen Mitarbeiter ein wenig freundlicher sein - schlechte Erfahrungen vergraulen auch den großmütigsten Kunden.
Trotzdem sehe ich auch eher schwarz für die Zukunft des stationären Buchhandels. Ich habe mal ein Essay darüber geschrieben, weshalb ich viel online bestelle. Dort bekomme ich englischsprachige Literatur schnell und zum normalen Ladenpreis ohne Aufschlag (Zoll, Händlerspanne etc.). Selbst bei der großen Mayer'schen musste ich zwei Monate auf ein solches Buch warten mit hundert Prozent Aufschlag.
Was aber nicht heissen soll, dass man sich deutsche Literatur nicht dort kaufen kann. Schliesslich ist der Reiz des Schmökerns doch das Tolle daran. Vllt. sollten die dortigen Mitarbeiter ein wenig freundlicher sein - schlechte Erfahrungen vergraulen auch den großmütigsten Kunden.
Windrider - 20. Mai, 16:37
Liebe Chris,
klar, es gibt immr Buchhandlungen, in denen noch was los ist und es müssen auch nicht immer nur die ganz Großen darunter sein. Daß das einzelne Importieren eines Buches auch verdammt teuer kommt, daran denken nur die wenigsten. Außerdem lassen sich die Verlage auch gerne genügend Zeit mit solchen unlukrativen Bestellungen aus dem Ausland. Daran verdient niemand was, noch nicht einmal Thalia oder Hugendubel. Erst wenn man Masse einkaufen kann, dann lohnt sich auch das. Zum Thema der freundlichen Mitarbeiter kann ich nur sagen: Wer kann schon noch freundlich sein, wenn er seit Jahren womöglich ständig zu hören kriegt, daß sein Arbeitsplatz gefährdet ist, er von einem Mini-Gehalt leben "darf", da auch seit Jahren keine Gehaltserhöhung mehr stattfand und er von der Geschäftsleitung nur noch Druck kriegt, den Kunden auch Zeugs "anzudrehen", daß der gar nicht haben will. So schaut's leider oft aus. Aber ich will natürlich als Kunde auch gut behandelt werden, das ist schon klar. ;-))
lieben Gruß Windrider
lieben Gruß Windrider
Li Yong An - 20. Mai, 19:53
Seit einiger Zeit habe ich die Lust am Online-Bestellen verloren. Wenn ich ein Buch brauche und es online bestelle, darf ich, wenn ich nicht extra bezahlen will, ca. 3 Tage warten, bis etwas passiert. Und dann muss ich zu Hause sein, um die Lieferung entgegenzunehmen. Der Online-Händler hat es ja nicht nötig, mir vorher genau zu sagen, wann die Bücher an meiner Haustür eintreffen.
Wenn ich um 17.30 Uhr die Buchhandlung meines Vertrauens anrufe, kann ich mir am nächsten Vormittag zu einer vereinbarten Zeit die bestellten Bücher abholen. Also: Selbst wenn ich nicht stöbern will, ist der stationäre Buchhändler dem Online-Geschäft überlegen. Das gilt jedenfalls für die Bücher, die ich in letzter Zeit gekauft habe. Ich kann daher die von Dir beschriebene Entwicklung nicht nachvollziehen.
Wenn ich um 17.30 Uhr die Buchhandlung meines Vertrauens anrufe, kann ich mir am nächsten Vormittag zu einer vereinbarten Zeit die bestellten Bücher abholen. Also: Selbst wenn ich nicht stöbern will, ist der stationäre Buchhändler dem Online-Geschäft überlegen. Das gilt jedenfalls für die Bücher, die ich in letzter Zeit gekauft habe. Ich kann daher die von Dir beschriebene Entwicklung nicht nachvollziehen.
buchfinders ausnahme - 20. Mai, 16:28
Buchläden...
sind tatsächlich in ihrer Existenz bedroht. Na ja, wenigstens die stinknormalen. Bin ich in den Einkaufszentren, so sehe ich, dass bei den Buchhandelsketten wie Thalia das Geschäft geht. Sie locken zum Teil mit kleineren Preisen und knebeln dafür die Verlage. Unlängst las ich, daß sie sogar die Verlage zu Pflichtumlagen verdonnern wollen, wenn sie umbauen u.ä.
Es ist eine Schande, wie weit das Geschäft runter gekommen ist!
Am Dienstag bin ich in Berlin und werde die Spezialbuchhandlung für Kriminalliteratur "Hammet" besuchen (3500 Bücher am Lager + Antiquariat). Mal schauen, wie es da aussieht.
Gruß
Buchfinder
Es ist eine Schande, wie weit das Geschäft runter gekommen ist!
Am Dienstag bin ich in Berlin und werde die Spezialbuchhandlung für Kriminalliteratur "Hammet" besuchen (3500 Bücher am Lager + Antiquariat). Mal schauen, wie es da aussieht.
Gruß
Buchfinder
Windrider - 20. Mai, 16:50
Lieber Buchfinder,
du kennst ja das Geschäft auch am besten. Die Buchbranche hat ihren Zenit schon Anfang der 90er Jahre überschritten, davor gab es nur Wachstum, Wachstum und nochmals Wachstum. Wir hatten manchmal monatliche Umsatzzuwächse von 20 % und mehr! Und alle dachten, das ginge jetzt immer so weiter. Die Großen wußten manchmal schon nicht mehr, wo sie die vielen Mitarbeiter hernehmen sollten, denn so viele Ausgebildete gab es gar nicht. Aber knebeln lassen sich die Verlage m.E. nur von den Großen: Thalia, Hugendubel etwa. Da läuft sicher auch harter Preiskampf. Schreib doch mal, wie' s in Berlin ausschaut, würde mich interessieren.
lg Windrider
lg Windrider
Windrider - 20. Mai, 23:29
Onlinehandel als Konkurrenz - wohl kaum!
Kommentar zu Li Yong An: Was heißt du kannst den Beitrag nicht nachvollziehen? Ich habe doch nicht behauptet, daß die Onlinehändler den stationären Buchhändlern das Geschäft verderben würden? Wenn man bei Amazon kauft, bekommt man das Buch übrigens in der Regel spätestens in zwei Tagen. Das Problem liegt m.E. woanders - es wird einfach zu wenig gekauft. Ich habe das als Buchhändlerin ja lang genug selbst miterlebt. Mitte 2003 liefen den (auch großen!) Buchhandlungen die Kunden in Scharen davon, was eben nicht heißt, daß sie zu Amazon gelaufen wären. Die haben einfach kein Buch gekauft, man kann sich seine Freizeit ja auch anders vertreiben.
NibblesChris - 21. Mai, 13:40
Genau, gekauft wird hauptsächlich von Leseratten. Und diese Spezies scheint in den nachfolgenden Generationen nicht sehr weit verbreitet zu sein, wo es doch viel einfacher ist die PlayStation anzuschmeissen oder eine DVD einzulegen. "Warum soll ich das Buch lesen, wenn es eh bald verfilmt wird" ist ein Tenor, den ich schon häufig gelesen und gehört habe. Ich stutze immer wieder verwundert, wenn mir Bekannte berichten, sie hätten gerade mal ein Kochbuch zuhause, wenn es hoch kommt. Die eigene Phantasie anzustrengen und sich mit der Materie eines Sachbuches gar auseinanderzusetzen ist heute nicht mehr "in" (ausser es handelt sich um Harry Potter *gg*)
Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, in einen Buchladen gehen zu können und wie elektrisiert die Neuerscheinungen zu durchforsten und mit mindestens zwei Impulskäufen glücklich wieder nach Hause zu gehen. Ich hoffe, dass in einigen Jahren neben dem Begriff "Leseratte" nicht im Lexikon stehen wird: "ausgestorben"
Ich bin jedenfalls sehr froh darüber, in einen Buchladen gehen zu können und wie elektrisiert die Neuerscheinungen zu durchforsten und mit mindestens zwei Impulskäufen glücklich wieder nach Hause zu gehen. Ich hoffe, dass in einigen Jahren neben dem Begriff "Leseratte" nicht im Lexikon stehen wird: "ausgestorben"
Windrider - 21. Mai, 14:21
Liebe Chris,
ja, ich glaube auch, dass die meisten Bücher von den Leseratten gekauft werden. Allerdings habe ich den Satz "Warum soll ich das Buch lesen, wenn es eh bald verfilmt wird" bisher vergleichsweise wenig gehört. Bei "einem Kochbuch zuhause" habe ich natürlich herzlichst gelacht und mir überschlagsweise überlegt, wieviele ich selber habe (es dürften so ca 50-60 Titel sein), selbst meine nicht so lesefreudige Mutter nennt so ca. 40 Kochbücher ihr eigen. Wenn ich nur eins hätte, würd' ich vermutlich nimmer kochen, weil mir einfach die Anregungen für was Neues fehlen würden. Von den Romanen mal ganz abgesehen, ich finde, ein Leben ohne Bücher ist für mich einfach nicht vorstellbar. Daher hoffe ich mal mit dir, dass im Lexikon neben dem Begriff "Leseratte" nicht stehen wird "ausgestorben"...;-))
lg Windrider
lg Windrider
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